Weilheim – Ein Riss geht durch die 2. Regionalliga Süd. Die ersten sieben Vereine spielen praktisch in einer eigenen Klasse. Die übrigen fünf reichen vom Niveau betrachtet erschreckend nahe an die Bayernliga heran. Woran man das sehen kann? Nun, die Basketballer vom FC Bayern München III schicken seit einigen Wochen ihre Bayernliga-Mannschaft eine Stufe höher an den Start – und schneiden gegen die unteren Teams nicht schlecht ab, haben mittlerweile zwei Saisonsiege eingefahren. Und auch am vergangenen Samstag in Weilheim war zu erkennen, dass die 2. Regionalliga mittlerweile eine Zwei-Klassen-Gesellschaft abbildet.

Die Weilheimer Basketballer gehören zur oberen Kaste. Der Maestro Darryl Millwood hat es mal wieder geschafft, das Maximum aus den Einzelteilen zu extrahieren. Derzeit verweilen sie auf dem sechsten Platz, aber „mir ist egal, wo wir am Ende stehen“, sagte der Trainer nach dem 83:47 (47:29)-Erfolg über die Dachau Spurs. Viel wichtiger ist ihnen die Gewissheit, im Royal Rumble der Liga auch mal eines der anderen Schwergewichte ausknocken zu können. Siege über die Kleinen gehören mittlerweile zur Pflicht. Die Gäste aus Dachau – ein Klub mit riesiger Basketballhistorie – verdienten nur Mitleid. Sie verfolgen ein ehrenrühriges Projekt, bauen im Nachwuchs seit Jahren viel auf. Doch in der Spitze fehlt ihnen die Klasse und die Masse. Und deshalb werden sie voraussichtlich in die Bayernliga absteigen.

Gleichzeitig sah man aber auch die Entwicklung der Weilheimer. „Ich wusste gar nicht, dass die Mannschaft auch Defense spielen kann“, scherzte Florian Willkomm hinterher breit grinsend. Das war schon beeindruckend, wie die Red Devils ihre Gegner gerade unter dem Korb abräumten. Die kleinen Dachauer mussten sich wie ein Kind im großen Wald fühlen, überall versperrten Arme die Sicht nach oben. Die größte Waffe der Gäste, Dreierschütze Erik Wester, entschärfte Millwood früh mit taktischen Kniffen. Wester stand voriges Jahr noch im Drittliga-Kader von Oberhaching, legt teilweise irre Trefferzahlen mit acht, neun, zehn Dreiern in einer Partie auf.

In Weilheim verwandelte er keinen einzigen, kam auf null Punkte, spielte allerdings auch extrem angeschlagen. Millwood hetzte ihm von Anfang an einen Kettenhund auf den Hals, mal die Brem-Brüder Andi und Alex, mal den jungen Milan Preuß, die ihn ununterbrochen verfolgten. „Der ist gelaufen und gelaufen und hat sich nicht freimachen können“, sagte der TSV- Trainer. Als der Weilheimer Vorsprung schon in der ersten Halbzeit beängstigende Höhen erreichte, gönnte Dachaus Coach Sebastian Lange dem angeschlagenen Top-Mann viele Pausen. Er wusste: Hier gibt’s nichts zu holen.

Bestes Saisonspiel von Matthias Modrok

Trotzdem beschäftigte auch die Defensive der Gäste die Weilheimer und ihren Trainer sehr. „Die Dachauer sind eine eklige Mannschaft im positiven Sinn. Die spielen hart, alles am Limit der Legalität“, so Millwood. Für seine großen Leute sei das kein Spiel gewesen, weil die Gäste sie piesackten und kaum zu einfachen Würfen kommen ließen. Also stellte der TSV sein Konzept um, fokussierte sich auf die Kleinen, entstaubte erfolgreich seine Motion-Offense mit viel Bewegung auf allen Positionen. Matthias Modrok gelang dadurch sein bestes Saisonspiel samt Bestleistung von 17 Punkten in dieser Spielzeit. Lob gab’s vom Coach: „Der wird immer stärker von Spiel zu Spiel.“
ANDREAS MAYR