Die Gegenwehr hielt sich in Grenzen: Weilheims Männer (in Weiß, hier Alex Thumser am Ball) hatten gegen die Chiemgau Baskets überraschend wenig Mühe. © Andreas Mayr
 

Weilheim – Die Spieler auf der Ersatzbank sahen aus, als säßen sie schon auf dem Sofa. Es kommt nicht oft vor, dass Sebastian Betz, Alexander Thumser und Miljan Grujic die letzten Minuten zusammen und gemütlich von draußen verfolgen. Aber dieser Abend ließ es zu. Mit einem 91:56 (44.35)-Erfolg fegten die Basketballer des TSV Weilheim über die Chiemgau Baskets Traunstein hinweg. Ein in höchstem Maß gelassener Trainer hielt hinterher fest: „Ich hab mir ein Geschenk gewünscht und es bekommen“, sagte Darryl Millwood und spielte natürlich auf die Revanche für das Hinspiel an. Damals hatten sie böse eine drübergezimmert und 117 Zähler eingeschenkt bekommen. Den Schmerz spürten sie noch immer.

Aber da steckten die Gäste mental auch noch in einer anderen Welt. Damals träumten sie noch vom Aufstieg. Sie haben ja mächtig aufgemörtelt in den vergangenen Jahren in Traunstein. Spitzenspieler aus nah und fern verpflichteten sie, eine so getaufte Basketball-Akademie bauen sie gerade auf. Es rührt sich was im Chiemgau. Nur bei aller individuellen Herrlichkeit der starken Spieler verloren sie dann doch häufiger als erhofft. Hinzu kam der eine oder andere schmerzhafte Ausfall. Seit Wochen wissen sie nun, dass es nichts wird mit Meistertitel und Aufstieg.

In Weilheim fehlte etwa Adrian Mitchell, einer der Top-Werfer in der 2. Regionalliga Süd. „Es ist verletzt. Mehr wollten sie nicht sagen“, berichtete Darryl Millwood, der sich vor der Partie mit den Gäste-Funktionären austauschte. Zu allem Übel brach ihr defensiver Anker Stefan Gruber nach nur eineinhalb Minuten unter einem Urschrei zusammen. Beim Rebound war er versehentlich auf einen Weilheimer Fuß getreten – und riss sich dabei mit ziemlicher Sicherheit das eine oder andere Band im Sprunggelenk. „Mit ihm wäre es ein anderes Spiel gewesen“, wusste auch der Weilheimer Coach.

Ohne den 2,05-Meter-Mann fehlten den Gästen die Kilos, die Muskeln und auch der Spirit, um mit der Intensität und der Größe des TSV mitzuhalten. Weilheim schüttelte eine schwache Phase zum Ende des ersten Viertels (13:19) mühelos ab und profitierte dann auch noch von der Taktik des Gegners. Traunstein wechselte in eine 3:2-Zone, die üblicherweise das Zentrum dicht macht und Dreier von dort verhindern soll, dafür aber anfällig unter dem Korb ist.

Die Weilheimer nutzten das mit vielen guten Pässen auf ihre Riesen Milan Grujic und Jannis Modl aus – und standen trotzdem oft mutterseelenallein an der Dreier-Linie. „Die Zone war schon sehr leicht zu knacken“, merkte Millwood an. Insgesamt landeten zwölf Distanzwürfe im Ziel, was die Revanche noch süßer schmecken ließ. Denn im Hinspiel hatten noch die Traunsteiner sie mit 14 Dreiern aus der Halle geschossen.

Am meisten irritierte, dass die Gäste auch danach an ihrem Plan festhielten und spätestens im dritten Viertel (27:9) in ihre Einzelteile zerlegt wurden. Millwood und seine Mannen nahmen’s wohlwollend zur Kenntnis. Schließlich ermöglichte es dem Coach, seine Basketballer aus der zweiten Reihe ausgiebig einzusetzen. Gleichzeitig sah man auch das Wachstum der Mannschaft, gerade bei Spielern wie Alexander Brem – zwölf Punkte bei starker Wurfquote – und Jannis Modl. „Der hat sich richtig entwickelt, er ist eine richtige Gewalt geworden“, lobte Millwood nach dem siebten Heimsieg der Saison (bei neun Spielen).
ANDREAS MAYR

Statistik

Weilheims Spieler und Punkte: Sebastian Betz 20/3 Dreier, Andreas Brem 18/2 Dreier, Alex Brem 12/2 Dreier, Alex Thumser 11/2 Dreier, Miljan Grujic 11, Janis Modl 8, Matthias Modrok 5/1 Dreier, Philip Merkl 3/1 Dreier, Türmer 3/1 Dreier, Milan Preuß.