VON ROLAND HALMEL

Weilheim – Auf die Frage zu Beginn, welcher Betrag denn nach der ersten Etappe des vom TSV Weilheim ausgerufenen Spendenmarathons auf dem Konto stehen sollte, gingen die Meinungen der Gäste auseinander. Einig war man sich aber, dass es sechsstellig werden sollte. Das brachte der kurzweilige Abend im Spiegelsaal des TSV-Sportzentrums allerdings nicht ganz ein. Die Anzeige wies nach der über dreistündigen Gala knapp 90 000 Euro aus. „Damit sind wir auch sehr zufrieden. Wir wollten für unsere neue Halle Aufmerksamkeit erregen, und das ist uns gelungen. Alle Überweisungen sind bei der Summe auch noch gar nicht dabei“, zeigte sich 1. Vorsitzender Björn Bartnik dennoch zufrieden.
Für den Auftakt zur Geldsammelaktion für eine neue Sporthalle in Weilheim, die wohl über zehn Millionen Euro kosten wird, ließ sich der Sportverein einiges einfallen. Vor dem Eingang begrüßte die Gäste ein VW-Käfer-Oldtimer, mit dem der ADAC vor Jahrzehnten seinen Pannendienst startete. Der Saal selbst wirkte wie ein großes Fernsehstudio – was er auch war, denn die Gala wurde mit professioneller Ausstattung gefilmt und per Stream in die Wohnzimmer aller TSV-Freunde übertragen. „Wir hatten mehrere hundert Zuschauer“, berichtete Bartnik.
Die bekamen wie die knapp 90 Besucher vor Ort einiges geboten. Moderator Thorsten Otto holte sich im Viertelstundentakt prominente Gäste auf seine blaue Coach, die unterhaltsame Anekdoten zum Besten gaben und zugleich für das Weilheimer Projekt warben. Ein Highlight war gleich zu Beginn der Auftritt von Willy Astor. Für den Wortakrobaten war es nach der Anfrage von seinem Freund und Manager Bela Rieger eine Selbstverständlichkeit, mitzumachen – TSV-Beisitzer Rieger hatte maßgeblich dafür gesorgt, die Künstler in die Kreisstadt zu holen. „Tägliches Training gehört zu meinen Leben“, betonte Astor. „Ich bin auch nicht hergekommen, um blöd daher zu reden, sonst wäre es ja ein Blödoyer“, sorgte Astor sofort für gute Laune. Die steigerte sich lauten Lachern, als er wohlbekannte Pop-Gassenhauer mit etwas anderem Text präsentierte. Aus „Atemlos“ wurde so „Lappen los“ und „Purple Rain“ wandelte sich in „Bärbel rein“.
Extrembergsteiger Dr. Karl Flock verglich seine Besteigung des Everest mit dem Hallenprojekt des TSV. „Beides benötigt eine lange Vorbereitung und auch die Umsetzung braucht Zeit“, erklärte der Weilheimer, der sich von der Idee des Sportvereins, den Hallennotstand in der Stadt zu beheben, begeistert zeigte. Ins gleiche Horn stieß auch Max Hauser. „Die Magie einer neuen Halle ist es, Breitensport, aber auch Leistungssport reinzubringen. Wenn sie kommt, sind wir die ersten Mieter“, versprach der Geschäftsführer des Volleyballbundesligisten aus Herrsching.
Alle sangen mit bei „Schifoan“
Bestsellerautor Peter Grandl („Turmschatten“) warb ebenfalls für das Projekt, auch wenn sein Sport vor allem aus Bergwandern bestehe, wie er sagte. „Die Halle wird ein Wahlkampfthema und dann kann die Stadt auch nicht mehr raus“, mutmaßte der Autor, der im Anschluss aus seinem neuen Buch „Reset“ vorlas.
Weilheims 2. Bürgermeisterin Angelika Flock (CSU) lobte das Bürgerengagement. Mit Zusagen hielt sie sich aber zurück. „Wegen eines Grundstücks sind wir in guten Gesprächen“, erklärte die Politikerin, die wie auch Sportreferent Tillman Wahlefeld (BfW), Manuel Neulinger von den Grünen und FDP-Bürgermeisterkandidat Morton Faust Spendenschecks im Gepäck hatte.
Volleyball-Nationalspieler Jannis Wiesner, der erstmals bei einer solchen Gala war, musste auch gleich noch sportlich ran – bei einer Liegenstützenchallenge mit zwei Führungskräften der VR-Bank, die wie die Sparkasse und die Sparda-Bank zu den Spendern gehörten. Bei der Auswertung, ob das Bänker-Duo aus Stefan Hutter und Franz Bauer mehr Liegestützen als Wiesner schafften, gingen hinterher die Meinungen auseinander.
Angesichts der folgenden Hochkaräter auf der Couch war das aber zu verschmerzen. Basketball-Legende Wolfgang Heyder riet dem TSV zu einem langen Atem. „Überall fehlen Hallen. Das ist der richtige Weg, das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen“, meinte Heyder. „Wir haben ein massives Fitness-Thema, die Senioren sind die fittesten, die Junioren die unfittesten“, bekannte BLSV-Präsident Jörg Ammon, der deshalb um jede Halle froh ist.
Musiker Martin Kälberer räumte ein, wegen seiner Klavierlehrerin eine hoffnungsvolle Karriere als Fußballtorhüter aufgegeben zu haben, um danach das Publikum am Gubal, einem ungewöhnlichen Musikinstrument aus der Schweiz, zu verzaubern. Noch eine Spur emotionaler wurde es zum Ende, als Austropop-Legende Wolfgang Ambros auf der blauen Couch Platz nahm. Der 73-Jährige erzählte aus seiner Jugend und wie sein bekanntestes Lied „Schifoan“ entstanden ist – das er im Anschluss zusammen mit Kälberer und Astor spielte. Zuvor hatte Ambros zusammen mit Willy Astor – auf dessen ausdrücklichen Wunsch – seinen nicht ganz so bekannten Klassiker „De Kinettn wo i schlof“ angestimmt. „Ich habe Gänsehaut am ganzen Körper“, gestand Thorsten Otto, der souverän durch den gelungenen Abend führte. „Wir wollten für unser Projekt klappern und das haben wir geschafft“, bilanzierte TSV-Chef Bartnik am Ende der Gala glücklich.
Weilheimer Tagblatt (Montag, 14. Juli 2025)