TSV 1847 Weilheim e.V. – 150 Jahre – Teil 7
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TSV 1847 Weilheim e.V. – 150 Jahre – Teil 8

TSV 1847 Weilheim - 150 Jahre - Teil 8


Turn- und Sportverein 1847 Weilheim

2.Abschnitt :

Von der Gründung bis ins 20. Jahrhundert


Noch bis gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts stand unser Verein, wie andere auch, immer noch unter staatlicher Beaufsichtigung. Von Zeit zu Zeit mußten auf Anordnung des königlichen Bezirksamtes Verzeichnisse der politischen und nicht-politischen Vereine vorgelegt werden mit der Benennung des Vereinszweckes, des Namens und Charakters des jeweiligen Vorstandes, des Ortes und der Zeit der Versammlungen. Nicht zuletzt aus diesem Grunde kam es damals in unregelmäßigen Abständen zu mehreren Neufassungen unserer Statuten und Satzungen. Interessant sind die im folgenden abgebildeten Statuten von 1878 nebst Turnordnung aus dem Jahre 1868 sowie für Historiker der Hinweis, daß in Weilheim um die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts vorübergehend sogar zwei Turnvereine bestanden haben, nämlich der TV und der Mt.T.V. (Männerturnverein). Auf einer Generalversammlung vom 6. Mai 1976 schloß man sich zum Turnverein zusammen. Aufnahmskarten und Eintrittsdaten der Mitglieder des bisherigen M.T.V. behielten Gültigkeit.
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Am. 1. Januar 1892 fand eine Zählung der deutschen Turnerschaft statt. Die Zahl aller im Bereich von Deutschland und Deutsch-Österreich bestehenden Turnvereine war auf 5081 gestiegen. Davon gehörten 4519 zur deutschen Turnerschaft; sie verteilten sich auf 3841 Vereinsorte. Die Zahl der Vereinsangehörigen über 14 Jahre betrug in Deutschland 447 046 Turner. Unter der Leitung des Vorstandes Max Kleßinger, der nach Jakob Steigenberger (1862 - 1868), Oswald Weinhart (1868 - 1873), Johann Miller (1873), Benedikt Ferchl (1873 - 1876) und abermals Oswald Weinhart (1876 - 1880) im Jahre 1880 die Leitung des Vereins übernommen hatte, zählte dieser 26 ordentliche, 72 außerordentliche, fünf Ehrenmitglieder und zwölf Mitturner im Alter von 16 - 18 Jahren, Ende des vergangenen Jahrhunderts noch alle männlichen Geschlechts, wurden Zöglinge genannt.
Ein turnerisches Jahr war mit vielen verschiedenen Veranstaltungen ausgefüllt, zum Beispiel mit dem Anturnen im Frühjahr, mit regelmäßigem Turnunterricht, mit den beliebten und herrliche inszenierten Waldfesten am Gögerl, am Hechenberg oder am Brunnenhäuschen, dem Abturnen im Herbst, den Winterturnerkränzchen, regelmäßigen Vereinstanzkursen und Faschingsunterhaltungen. Hinzu kamen regelmäßige Ausflüge zu Nachbarvereinen, insbesondere nach München und Empfang auswärtiger Turnvereine (die stets mit Wetturnen verbunden waren), die obligate Teilnahme an Gau-, Bezirks- und Landesturnfesten und - als Höhepunkt - an den deutschen Turnfesten, etwa am deutschen Turnfest im Juli 1889 in München, an dem 24 Turner aus Weilheim und insgesamt rund 100 Turner aus dem Turngau Weilheim teilnahmen.
Auch auf den Brettern, die die Welt bedeuten, fühlten sich die Mitglieder unseres Vereins damals sehr wohl. Gelungene Theateraufführungen waren die Posse "Der Gmoadepp", im Jahre 1894 das "Stiftungsfest" (das gute Einnahmen für die Anschaffung von Turngeräten erbrachte), sowie im Jahre 1895 der "Paternosterkramer von Ettal", von der Öffentlichkeit als eines der hübschesten Stücke bezeichnet, die bisher in Weilheim aufgeführt wurden. Zum Jahreswechsel 1903 / 1904 führte der Turnverein das melodramatische Weihnachtsspiel "Unser täglich Brod gieb uns heute" auf. Der geräumige Hipperkeller-Saal war überfüllt, viele Interessenten mußten abgewiesen werden.
Wie zu allen Zeiten waren im Leben unseres Vereins auch damals schon die runden Gründungsfeste (Stiftungsfeste) sportliche und gesellschaftliche Höhepunkte für die ganze Stadt. Zum 30. Stiftungsfest im Jahre 1877 bekam der Turnverein von den Frauen und Jungfrauen der Stadt Weilheim eine wunderschöne, große, reichbestickte Vereinsfahne gewidmet, die zur unserer Freude bis auf den heutigen Tag in unserem Vereinsarchiv erhalten ist.
Als der Turnverein im Jahre 1887 vierzig Jahre alt wurde, erzählte der Vereinsgründer Jakob Steigenberger bei der Festkneipe im Guttmannsaale, wohin die auswärtigen Turner vom Bahnhof aus mit Musik durch die Stadt geführt worden waren, in launiger Art von seinen Erinnerungen an die Gründerzeit. Er nahm am Abend unter einer großen Büste des Turnvater Jahn, die erst nach dem 2. Weltkrieg zu Verlust gegangen ist, die Preisverteilung für das Festturnen vor, an dem sich außer den einheimischen auch Turner aus München, Murnau, Starnberg, Garmisch, Dießen und Oberammergau beteiligt hatten.
Beim 50. Stiftungsfest im September 1897 ließ sich die Weilheimer Bevölkerung durch die schlechte Witterung nicht davon abhalten, für den Festzug die Straßen der Stadt zu beflaggen und mit hübschen Dekorationen zu schmücken. Nach den sportlichen Veranstaltungen wurde am Abend ein gelungener Festcommers, diesmal im prächtig geschmückten Bräuwastlkeller, abgehalten, den allerdings der im Vorjahr verstorbene Jakob Steigenberger nicht mehr miterlebte. Wieder einmal sorgte der Weilheimer Liederkranz-Orchesterverein für die festliche Umrahmung und sein Dirigent, Herr Kormann, hatte sogar einen Festmarsch komponiert.
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Vom Vertreter des Turnvereins München bekam unser Verein ein prachtvolles Fahnenband, vom Vertreter des Männerturnvereins München einen prächtigen Humpen und vom Turnverein Mittenwald einen von dessen Mitgliedern gepflückten großen, Edelweißkranz als Geburtstagsgeschenk überreicht. Anläßlich dieses Jubiläums, das mit dem XX.Gauturnfest verbunden war, wurden folgende verdiente Mitglieder zu Ehrenmitgliedern ernannt: Ulrich Frank, kgl. Reallehrer; Max Kormann, Chorregent; Jakob Weinhart, Wagenfabrikant; Jakob Henrich, Privatier; J. Metz, Bezirksfeldwebel und Alois Krettner, Hauptkassafunktionär in München. 1. Vorstand war damals wiederum der hochverdiente Max Kleßinger, der nach Jakob Weinhart (1884 - 1887) und Josef Weinhart (1887 - 1888) noch einmal über 10 erfolgreiche Jahre (1888 - 1899) die Vereinsgeschäfte übernommen hatte. Zwar fielen die ins Nachmittagsprogramm des Jubiläums aufgenommenen Volksbelustigungen auf dem Turnplatz der schlechten Witterung zum Opfer; dafür wurde der anschließende Festabend im überfüllten Bräuwastl-Keller mit Konzert und Vorführungen ein umso größerer Erfolg. Unter anderem boten 16 als griechische Jünglinge verkleidete Turner in sechs Bildern charakteristische Stellungen aus der altgriechischen Olympiade dar, unter anderem Diskuswerfen und Faustkampf. Ein weiterer Tag des 50jährigen Jubiläums war einem Preisschießen der Feuerschützen-Gesellschaft zu Ehren unseres Vereines gewidmet. Zur Erinnerung an ein halbes Jahrhundert Turnverein in Weilheim ließ sich die gesamte aktive Turnerschaft nebst Funktionären in einem Foto festhalten, das als Hintergrund die Turnhalle an der Ammer zeigt.
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Das 60jährige Vereinsjubiläum (ein 70. gab es wegen des Krieges nicht) wurde ebenfalls an drei Tagen durchgeführt, und zwar von Samstag, den 10. August, bis Montag, 12. August 1907. Auch diesmal gab es wieder einen von Musik begleiteten Festzug der Turner durch die geschmückte Stadt und zahlreiche sportliche Wettkämpfe (siehe Einladung und Festprogramm.
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Erhalten geblieben ist auch eine schöne Fotomontage, darstellend einen Turner mit Bildnis des Turnvaters Jahn sowie Emblem über den Gebäuden unserer Heimatstadt Weilheim.
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Hervorzuheben ist, daß beim Festabend als einer von vielen Gratulanten der Vertreter des Männerturnvereins München, des Patenkindes des Weilheimer Turnvereins, Herr Dürr, auf einmalige sportliche Leistungen des Weilheimer Turnwartes, späteren Vereinsvorsitzenden und Gauvorstandes Hans Bayerl auf dem 13. Bayerischen Bundesturnfest in Ingolstadt hinwies.. Dankend führte der Redner, der dem Jubilar einen schönen Pokal überreichte, weiter aus: "Mit freudigem Herzen sind wir ihrem Rufe gefolgt, war doch der Turnverein Weilheim einer derjenigen Vereine, die uns bei der Gründung des Männer-Turnvereins im Jahre 1879 auf dem damaligen bayerischen Turntag in Straubing zu unserem Rechte verholfen haben. Dafür werden wir ihm stets dankbar sein; nie haben wir diesen Freundschaftsdienst vergessen."
Die Damen- und Herrenriege des Vereins überbrachte durch Frl. Theresa Ferchl dem Geburtstagkind eine Ehrengabe in Form eines vergoldeten Silberkranzes mit eingravierter Widmung. Kränze und Diplome für die Sieger der Wettkämpfe überreichte der damalige Weilheimer Bürgermeister Ueberreiter. Auch für dieses 60.Gründungsfest ließen sich unsere damaligen Vereinsmitglieder stolz unter der Fahne von 1877 im Bilde festhalten.
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Natürlich war auch die Dekade zwischen den Stiftungsfesten von 1897 und 1907 von sehr wichtigen Ereignissen der Vereinsgeschichte geprägt. Erwähnt seien hier nur die Mitwirkung unseres Vereins an dem in der Stadt und im ganzen Land Bayern festlich begangenen 80. Geburtstag des Prinzregenten Luitpold im Jahre 1901; das bestens gelungene und organisierte 25jährige Gauturnfest des Turngaues in Weilheim mit den sechs erfolgreichen Weilheimer Teilnehmern am 15. und 16. August 1903 (siehe nächste Seite); die erstmalige Aufnahme weiblicher Mitglieder als Turnerinnen um die Jahrhundertwende unter Frauenturnwart Hans Bayerl; die Bildung einer speziellen Jungmannschaft sowie ei- .....
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