Noch bis gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts stand unser Verein, wie andere auch, immer noch unter staatlicher Beaufsichtigung. Von Zeit zu Zeit mußten auf Anordnung des königlichen Bezirksamtes Verzeichnisse der politischen und nichtpolitischen Vereine vorgelegt werden mit der Benennung des Vereinszweckes, des Namens und Charakters des jeweiligen Vorstandes, des Ortes und der Zeit der Versammlungen. Nicht zuletzt aus diesem Grunde kam es damals in unregelmäßigen Abständen zu mehreren Neufassungen unserer Statuten und Satzungen. Interssant sind die im folgenden abgebildeten Statuten von 1878 nebst Turnordnung aus dem Jahre 1868 sowie für Historiker der Hinweis, daß in Weilheim um die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts vorübergehend sogar zwei Turnvereine bestanden haben, nämlich der TV und der M.T.V. (Männerturnverein). Auf einer Generalversammlung vom 6.Mai 1976 schloß man sich zum Turnverein zusammen. Aufnahmskarten und Eintrittsdaten der Mitglieder des bisherigen M.T.V. behielten Gültigkeit. Am 1.Januar 1892 fand eine Zählung der deutschen Turnerschaft statt. Die Zahl aller im Bereich von Deutschland und Deutsch-Österreich bestehenden Turnvereine war auf 5081 gestiegen. Davon gehörten 4519 zur deutschen Turnerschaft; sie verteilten sich auf 3841 Vereinsorte. Die Zahl der Vereinsangehörigen über 14 Jahre betrug in Deutschland 447 046 Turner. Unter der Leitung des Vorstandes Max Kleßinger, der nach Jakob Steigenberger (1862-1868), Oswald Weinhart (1868-1873), Johann Miller (1873), Benedikt Ferchl (1873-1876) und abermals Oswald Weinhart (1876-1880) im Jahre 1880 die Leitung des Vereins übernommen hatte, zählte dieser 26 ordentliche, 72 außerordentliche, fünf Ehrenmitglieder und zwölf Mitturner im Alter von 16 - 18 Jahren. Die jüngeren Vereinsmitglieder im Alter von 13 - 15 Jahren, Ende des vergangenen Jahrhunderts noch alle männlichen Geschlechts, wurden Zöglinge genannt. Ein turnerisches Jahr war mit vielen verschiedenen Veranstaltungen ausgefüllt, zum Beispiel mit dem Anturnen im Frühjahr, mit regelmäßigen Turnunterricht, mit den beliebten und herrliche inszenierten Waldfesten am Gögerl, am Hechenberg oder am Brunnenhäuschen, dem Abturnen im Herbst, den Winterturnenkränzchen, regelmäßigen Vereinstanzkursen und Faschingsunterhaltungen. Hinzu kamen regelmäßige Ausflüge zu Nachbarvereinen, insbesondere nach München und Empfang auswärtiger Turnvereine (die stets mit Wetturnen verbunden waren), die obligate Teilnahme an Gau-, Bezirks- und Landesturnfesten und - als Höhepunkt - an den deutschen Turnfesten, etwa am deutschen Turnfest im Juli 1889 in München, an dem 24 Turner aus Weilheim und insgesamt rund 100 Turner aus dem Turngau Weilheim teilnahmen.