Berichte vom Nachwuchs
27. Februar 2016
Der TSV von 1941 – 1950
17. März 2016
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Der TSV von 1931 – 1940

Archiv 1931 - 1940



Von Weltkrieg zu Weltkrieg (Teil 1)


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Mehr als jemals zuvor und danach war die Geschichte des TSV Weilheim während der beiden Weltkriege und der Jahrzehnte dazwischen ein exaktes Spiegelbild der Geschichte des ganzen deutschen Volkes, der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Gegebenheiten und ihrer Wandlungen. Den im Vereinsarchiv erhalten gebliebenen schriftlichen und sonstigen Unterlagen ist eindrucksvoll zu entnehmen, wie auch innerhalb des Vereins der Bedrückung über den als ungerecht und schmachvoll empfundenen Ausgang des 1. Weltkrieges Epochen der ausgeprägten Lebensfreude, später der deutsch-nationalen Begeisterung (zu der die Turnvereine durch Leibesertüchtigung beizutragen sich verpflichtet fühlten), der Besorgnis über volkwirtschaftliche Miseren (was um die Zeit der Weltwirtschaftskrise zu einem starken Absinken der Mitgiederzahlen führte) folgten bis hin zur vereinspolitischen Gleichschaltung durch den Nationalsozialismus (wodurch zuletzt die früheren turnusmäßigen Vorstandswahlen in Wegfall kamen), zum völligen Stilstand jedes Vereinssportbetriebes gegen Ende des 2. Weltkrieges, zu der anschließenden gewaltigen Bevölkerungsumschichtung und den schwierigen Bemühungen um einen Neuanfang unter alliiertem Besatzungsrecht.
L. Weilheim, 20.Nov. Vom Turnverein wird uns geschrieben : Bedauerlich ist es, daß die Jugend in jetziger ernsten schweren Zeit so wenig Wert auf körperliche Bewegung und Ausbildung legt, sind doch die Leibesübungen besonders geeignet, Körper und Geist frisch und widerstandfähig zu erhalten. Das siegreiche deutsche Heer, unter dem sich ein hoher Prozentsatz von Turnern befindet, hätte sicher nicht die Strapazen und Entbehrungen des Feldzuges so gut überstanden wenn die Soldaten ihren Körper nicht durch Turnen und Sport gestählt hätten. Darum sollte die Jugend nicht versäumen, die gerade jetzt in den Wintermonaten wieder gebotene Gelegenheit zur Ausbildung im Turnverein dankbarst hinzunehmen. Es wäre falsch, wenn die militärpflichtige Jugend glauben wollte, in sechs bis acht Wochen Ausbildungszeit alles das sich aeignen zu können, was im Felde nötig ist : das kann nur der - wie die vielen Zuschriften dankbarer Turner von der Garnison wie vom Felde beweisen - der vorher im Turnverein sich selbst nach Kräften vorbereitet hat und somit schon die nötige Vorbereitung mitbringt. Wer das versäumt hat, der wird es bitter bereuen, wenn ihn das Los treffen sollte, noch während des Krieges Soldat zu werden zu müssen; aber auch nach dem Kriege braucht das Vaterland ein starkes gesundes Volk, um die Friedensarbeit weiter zu führen. Die hiesige Jugend und deren Eltern oder Arbeitgeber sollten sich glücklich schätzen, daß sich hier die günstige Gelegenheit bietet, die militärische Ausbildung in der Jugendwehr und die turnerische im Turnverein erhalten zu können. Die jungen Leute, welche noch hier weilen, wollen sich daher jeden Samstag abend im saale zur Post dahier einfinden, woselbst die Turnstunden abgehalten werden; die Eltern und Arbeitgeber werden ersucht, auf ihre Söhne bezw, Lehrlinge in diesem Sinne einwirken zu wollen, damit der Turnbetrieb trotz der vielen Einberufungen aufrecht erhalten werden kann zum Vorteile jeden eizelenen Mitgliedes wie im Interesse des Ansehens des Vereins. Zeitungsausschnitt des Weilheimer Tagblatts vom 21.November 1915 Im Rahmen des vorliegenden kurzen Abrisses der Vereinsgeschichte soll diese bewegte Zeit lediglich schlaglichartig anhand einiger "Kostproben" aus der Vereinschronik dokumentiert werden : 1. Als zahlreiche Turner unseres Vereins am 29.Juni 1914 erfolgreich am Bezirksturnfest in Murnau teilnahmen, erreichte sie bei der abendlichen Siegesfeier (Turnerkneipe) die Nachricht, daß am selben Tag in Sarajewo der österreichisch-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand einem Anschlag zum Opfer gefallen war, das Ereignis, das wenige Wochen später zum 1. Weltkrieg führte. Nach einer Mitteilung des Weilheimer Tagblatts vom 18.Dezember 1914 standen bald nach Kriegsbeginn von den 280 aktiven und passiven Mitlgiedern des Vereins 110 im heere, und diese Zal erhöhte sich bis 1918 noch deutlich. Bereits im Kriegsjahr 1915 unterblieben alle Faschingsveranstaltungen, und die Zeitung mahnte: "Es wäre sehr am Platze, wenn dafür unserer verwundeten Soldaten gedacht und in opferwilliger Weise ein teil der Gelder, die sonst Unterhaltungszwecken dienen, dem Roten Kreuz gespendet würde (siehe Zeitungsausschnitt auf Vorderseite vom 21.11.1915)." Es versteht sich von selbst, daß aufgrund der Abwesenheit der jungen Männer auch die rein sportlichen Aktivitäten weitgehend zum Erliegen kamen und es im Jahre 1917 auch kein Stiftungsfest gab. Als wichtige Ausnahme mögen an dieser Stelle die bayerischen Meisterschaften im Ringen und Stemmen am 11.August 1918 in München Erwähnung finden, an denen fünf Mitglieder unseres Vereins teilnahmen. Georg Jauß wurde bayerischer Meister im Ringen (Federgewicht), Eduard Walser, Hans und Xaver Hoffmann errangen Spitzenplätze im Ringen und Stemmen. 2. Von der männlichen Turnerschaft unseres Vereins, die nahezu vollständig eingezogen war, starben 18 im Feld. Den glücklich Heimgekehrten bereitete der Verein 1919 einen festlichen Empfang.

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Spende für die Gefallenen

Für die Gefallenen legte er am 1.November 1922 bei der Einweihung der Krieger-Gedächtniskapelle im Weilheimer Friedhof einen Kranz nieder, und das Mitlgied Spenglermeister Ammon schuf und stiftete eine prachtvolle, in Kupfer getriebene Gedenktafel mit den Namen unserer 18 Gefallenen, die im Rahmen einer würdigen Gedenkeier übergeben wurde udn noch im Vereinsmuseum erhalten ist. 3. Mit der Wiederaufnahme seiner Aktivitäten nach dem Krieg Anfang des Jahres 1919 intensivierte der Verein auch unverzüglich seine Bemühungen für seine beiden wichtigsten Ziele. Das Anliegen, eine neue, wenn möglich vereinseigene Turnhalle zu schaffen, wurde vordringlich, da die Stadt die alte, 1884 erbaute Turnhalle an der Ammer (westlich des Schießstattgeländes) im Jahre 1920 wegen Baufälligkeit geschlossen hatte. Der alte Turnhallenbaufonds, der bereits aus der Zeit um die Jahrhundertwende stammte und 1904 einen Bestand von 233 Mark aufgewiesen hatte, wurde reaktiviert. Viele Mitglieder und Weilheimer Bürger zeichneten aufgrund eines öffentlichen Aufrufes Spenden für Sportplatz und Halle, darunter allein der Chefarzt des Weilheimer Krankenhauses am 20.Mai 1920 500 Mark, damals ein kleines Vermögen.

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Der Große Plan der Chronik des Turnvereins

Obwohl dieser große Plan die Chronik des Turnvereins viele Jahre lang wie ein roter Faden durchzieht, konnte er wegen der Ungunst der Verhältnisse (Inflation, Wirtschaftskrisen, andere politische und kommunalpolitische Prioritäten u. dgl.) niemals verwirklicht werden, und unsere Sportler waren bis weit in dei fünfziger Jahre hinein auf die Turnhalle des Realpensionats (heute Gymnasium) angewiesen. Dür die stets problematische Beheizung dieser Halle stiftete der Wirt des Vereinslokals "Gattinger", Herr Burgthaler, im Januar 1928 ein Fuder Torf und das Vereinsmitglied Nicolai aus Oderding sagte im selben Jahr die Spende von 20 000 Ziegelsteinen zu, sollte es endlich zum Bau einer vereinseigenen Turnhalle kommen. Weitaus besser erging esdem Verein mit seinem anderen großen Anliegen, der Schaffung eines angemessenen Sportgeländes. Die Spielwiese südwestlich des Freidhofes, der sogenannte Weileranger, der sowohl turnerischen Veranstaltungen als auch Ballspielen diente, war unzureichend. Dem nachhaltigen Einsatz führender Mitglieder war es zu verdanken, daß die Stadt Weilheim im Jahre 1921 den sogenannten Gattingeranger im Süden der Stadt zu günstigen Bedingungen vom Peißenberger Eigentümer erwerben konnte. Dort hatten zwar bereits 1914 offizielle Fußballspiele stattgefunden, aber nun konnte quasi auf eigenem Grund und Boden der neue und bis heute als Stadion dienende Sportplatz errichtet werden. Die Ankleidehütte wurde vom Gelände nebenan, das für Kriegsgärten genützt worden war, auf Rollen an ihren Platz neben der Pollinger Straße gebracht und bilkdete später den Mitteltrakt des 1924 erweiterten Umkleide-Blockhauses, das bis 1964 bestand. Sägewerksbesitzer Neidhart stiftete das Holz für die Fußballtore, der rührige Vorstand des Hauptvereins, Drahtwarenfabrikant Wegmann, die Drahtnetze dazu.

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Einweihung der neuen Anlage - 18 Juli

Eingeweiht wurde die neue Anlage am 18.Juli 1920 mit einem Jugendturntag. Vier Jahre später, am 27.Juli 1924, gab es anläßlich der Erweiterung des Blockhauses, vor allem durch die langersehnte Duschanlage, ein Schauturnen und zwei Fußballsiege gegen die Murnauer Mannschaften.
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Von Weltkrieg zu Weltkrieg (Teil 2)


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Aufschwung in vielen Sportarten

5. In sportlicher Hinsicht brachten die frühen Jahre einen großen Aufschwung in vielen Sportarten, so zum Beispiel bei der Kraftsportriege, die sich insbesondere mit Gewichtheben und Ringen befaßte und viele Jahre lang im weiten Umkreis als unschlagbar galt, oder auch bei den zur Spielabteilung gehörenden Faustballern, die von 1919 bis 1927 sämtliche Gaumeisterschaften gewannen, auch bereits vorher und noch danach sehr erfolgreich waren. Auch ein spezielles leichtathletisches Training und leichtathletische Meisterschaften gab es für die Mitglieder und die verschiedenen Riegen des Vereins in den zwanziger Jahren bereits, und das erste offizielle Handballspiel, eine in unserem Verein stets intensiv gepflegte Sportart, fand in Weilheim am 8.Juli 1923 gegen die Bayerische Kriegsschule München statt.

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Spielabteilung des Turnvereins

Zur Spielabteilung des Turnvereins gehörten zunächst, bereits bei ihrern ersten Gehversuchen in unserer Stadt 1913/1914 und ebenso auch in den ersten Nachkriegsjahren, die Fußballer. Daneben hatte es ab 1913 in Weilheim auch einen zweiten Fußball-Verein, den FC, gegeben, der sich weitgehend aus Angehörigen des öffentlichen Dienstes rekrutierte und die ersten Fußballspiele in Weilheim noch auf den sogenannten Elmer-anger am Franziskusweg austrug.

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Flussball-Club Weilheim

Als im Jahre 1919 die aus dem Krieg heimgekehrten Sportler die fußballerischen Aktivitäten in organisierter Form wiederaufnahmen (die TSV-Fußballabteilung sah später vorübergehend das Jahr 1919 als ihr Gründungsjahr an), stellte sich bald wieder die sehr umstrittene Frage einer Selbstständigkeit in einem eigenen Verein oder des Verbleibs unter dem Dach des Hauptvereins, die unter dem Einfluß des weitsichtigen Fußballsportwartes und Bankprokuristen Neupert im letzteren Sinne entscheiden wurde. Einige Jahre später, nämlich 1924, kam es wegen der Rivalitäten zwischen den Spitzenverbänden Deutscher Fußballbund und Deutsche Turnerschaft noch einmal zu einer Zerreißprobe über die organisatorische Zugehörigkeit der Fußballer, die jedoch am Ergebnis nichts mehr änderte. Allerdings stammen nicht zuletzt aus diesem Zeitraum, in welchem der Fußballsport zudem in weiten Kreisen noch als brutal und nicht gesellschaftsfähig galt, manche Animositäten zwischen Turnern und Fußball, die bis weit in die neuere Zeit hineinreichen.
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Aufgrund ihres Mitgliederzuwaches und des stärker werdenden öffentlichen Interesses am Fußballsport erreichten die Fußballer des Vereins diesem gegenüber bis zum Ende der Weimarer Republik nach und nach eine organisatorische wie auch finazielle Selbstständigkeit. Zunächst (neben Faustball, Leichtathletik, Kraftsport) Untergruppierung der Sport- und Spielabteilung, wurden sie bald eine eigene Abteilung, nacheinander geführt von den Funktionären Neupert, Prem, Roos, Lindenmeier, L.Pröbstl, K.Weiss jun. und (ab 6.Januar 1929) abermals L.Pröbstl. Im Jahre 1922 wurde das vormalige System der Privatspiele (vor allem gegen Münchner Polizei- und Militär-Mannschaften) durch die Teilnahme an Verbandsspielen abgelöst, und im selben Jahr konstituierte sich bereits eine Altherren-Mannschaft, initiiert unter anderem durch den späteren Hauptvereins-Vorsitzenden Tonagel. Eine Jugendmannschaft gab es längst. Wegen der fortschreitenden Inflation, auf deren Höhepunkt ein Paar Fußballstiefel über 500 Milliarden Mark kostete, beschloß die Fußballabteilung am 29.September 1923, daß ihre Vereinsbeiträge künftig in Goldpfennigen (monatlich fünf für Aktive und Jugendliche, zehn für passive Mitglieder) zu entrichten seien. Zwei Jahre später hatte sich die Abteilung finaziell wieder erholt und ging miteinem Überschiß von 123 Reichsmark, einem sogenannten Roggenpfandbrief und zwei tschechischen Kronen (als Inflationsüberbleibsel) ins Jahr 1926.

Erklärung

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Schwimmkurse im Verein

Auch in den folgenden Jahren wurden Schwimmkurse im Verein angeboten, und Gauturnwart Hans Bayerl, einer der verdientesten Männer in der gesamten Geschichte unseres Vereins, ließ sich in München zum Übungsleiter in Schwimmen ausbilden.

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Erste Schwimm-Großveranstaltung in Weilheim

6. Der Hauptverein selbst steigerte sein bereits großes Ansehen in Stadt und Oberland, das sich nicht zuletzt in seiner Patenschaft für viele angesehene Sportvereine dokumentierte, nach dem 1.Weltkrieg auf vielerlei Weise. So war es eine Selbstverständlichkeit, daß Abordnungen, wie bereits seit Bestehen des Vereins, an allen deutschen, bayerischen und Gau-Turnfesten teilnahmen und daß der Verein auch bei der Aufstellung einer Büste des Turnvater Jahn in der Alhalla am 14.Oktober 1928 vertreten war.

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Schlussgruppe des Turnvereins

Absolute Höhepunkte der Vereinsgeschichte zwischen den beiden Weltkriegen waren allerdings die glanzvollen Veranstaltungen anläßlich des 75jährigen (August 1922) und des 80jährigen Bestehen des Vereins (August 1927), verbunden mit dem 8. bzw. 13.Gauturnfest. An beiden Festen nahmen Hunderte von Weilheimer und auswärtigen Sportlern teil. Vielen der letzteren, die von weither angereist waren, wurde von Weilheimer Bürgern freudig und kostenlos Quartier gewährt. Die gesamte Einwohnerschaft nahm an den großen und prächtigen Umzügen durch die Stadt sowie an den Schauvorführungen und Wettkämpfen in zahlreichen Sportarten im Stadion lebhaften Anteil. Dort sorgten Schaubuden, Karusells und dergleichen für fröhlichen Volksfestcharakter. Die Straßen Weilheims waren geschmückt und beflaggt, auf den Festzug (1922 mit 25 Vereinen und berittenem Herold, Galawagen, Musikgruppen, 1927 auch mit Zunftwagen der Glockengießer und anderer Handwerker) regnete es Blumen. Auf dem Weg des Festzuges, den natürlich die Weilheimer Stadtkapelle begleitete, waren am Eingang einiger Straßen Triumpfbögen errichtet

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Festabend - 12.August 1922

Am Festabend des 12.August 1922 bezeichnete Bundesdirektor Römer vom Bayerischen Turnerbund den "zweiältesten Turnverein in Bayern" als "Pfadfinder" und forderte ihn auf, "Bahnbrecher" zu bleiben. Frl. Anna Zwick, Nichte des verdienten Jugendwartes und späteren Vereinsvorsitzenden Pius Widmann (sie war im Sommer 1925 die erste Frau, die das Deutsche Turn- und Sportabzeichen erwarb), dedizierte dem Jubelverein im Namen der Mädchen-Riege ein - leider nicht mehr vorhandenes - herrliches Fahnenband zur Uraltfahne von 1849.

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13. Gauturn-Fest

Anläßlich des 80jährigen Jubiläums (im Januar 1927 hatte der Steuerobersekretär Freidrich Tonagel den langjährigen hochverdienten Kaufmann Josef Wegmann als Vereinsführer abgelöst) erhielt der Weilheimer Gauoberturnwart Hans Bayerl für seine großen Verdienste um das Turnen das Große Ehrenblatt des Bayerischen Turnerbundes. Der Vertreter unseres Patenkindvereins 1860 München Herr Leistl, zugleich Bezirksoberturnwart, brachte als Jubiläumsgeschenk ein Rauch-Service mit, Herr Dr.Müller vom Patenkind-Verein MTV 1879 München ein schönes Fahnenband. Natürlich waren auch unsere Patenkinder TV Oberammergau und TV Starnberg wieder unter den Gratulanten.

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Reichsjugendwettkämpfe

7. In gleicher Weise ist es geboten, hier die glückliche und erfolgreiche Kooperation zu erwähnen, die unseren Verein in Sachen Sport und Jugendföderung zu allen Zeiten mit den Schulen unserer Stadt verband. Bereits in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde der Turnunterricht der Realschüler (ein Gymnasium gab es damals noch noch nicht) von Mitgliedern des Turnvereins erteilt, dessen Ausschuß auch Art und Termine dieses Unterrichts bestimmte. Zahlreich sind die Belege für die Zusammenarbeit, die sich heutzutage in modernen Unternehmungen wie "Jugend trainiert für Olympia" oder "Sportarbeitsgemeinschaften zwischen Schule und Verein" manifestiert, auch aus der Zeit nach dem 1.Weltkrieg. So nahmen an allen sportlichen Großveranstaltungen des Turnvereins eigene Riegen der damaligen Weilheimer Schulen teil, die in den offiziellen Ergebnislisten gesondert geführt wurden, so zum Beispiel bei den Reichsjugendwetkämpfen 1921 in Weilheim, bei denen Herr Studiendirektor Woerl von der Realschule auch die Ansprache an die Sportjugend hielt. Gemeinsam veranstalteten Verein und Schulen desweiteren große Jugendwerbetage.

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Großer Umzug der Sportjugend

Dass die Fürsorge und die Betreuung für Kinder und Jugendliche, früher Zöglinge und Mitturner genannt, in unserem Verein seit jeher eine herrausragende Rolle spielten, versteht sich aus der Natur der Sache von selbst. Es gilt dies in gleicher Weise für die rein sportliche Betätigung wie für die allgemeine Betreuung auch in gesellschaftlicher und musischer Beziehung. Großer Umzug der Sportjugend als Beispiele für das erstere mögen hier genannt sein der große Jugend-Turn- und Spieltag mit Umzug durch die Stadt am 29.Juni 1921 und die von unserem Verein durchgeführten Gaujugendtreffen vom 7.Juni 1925 und vom 10.Juli 1927 anläßlich des 80.Vereinsstiftungsfestes.

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Nikolaus feier

Hinsichtlich der über das rein Sportliche hinausgehenden Betreuung der jungen Mitglieder sind vor allem die vielbeachteten alljährlichen Nikolausfeiern vor großem Publikum, zumeist im Weilheimer Stadttheater, zu nennen, eine schöne Tradition, die unsere Turnabteilung in dankeswerter Weise udn mit allergrößtem Erfolg bis auf den heutigen Tag fortsetzt. Besonderen Anklag fanden damals die Theatervorführungen der Vereinsjugend bei den Weihnachtsfeiern, zum Beispiel der "Puppenladen" (1929), "Waldzauber" (1930) oder die "Biedermeiergruppe"
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Konzertabende im Weilheimer Stadttheather

Sie veranstalteten Konzertabende, führten Pantomimen und vor allem Komödien auf, beispielsweise im März 1913 "So'n Windhund" oder im Frühjahr 1927 den "Ehestreik" im neuen Weilheimer Stadttheater, der wegen des Publikumserfolges mehrere Wiederholungen erfuhr. Selbstverständlich hatte Turner und Fußballer im Rahmen einer öffentlichen Aktion auch für die Bestuhlung des neuen Weilheimer Stadttheaters gespendet.

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Beide fühlten sich auch für die Unterweisung ihrer Mitglieder und der übrigen Weilheimer Bevölkerung in Sachen Gesellschaftstanz verantwortlich. Bereits seit 1872 wurde für Vereinsmitglieder Tanzunterricht erteilt, und über Jahrzenhnte hinweg waren Tanzkränzchen und Gesellschaftsabende mit Tanz (dunkler Anzug und Balltoilette waren als Gardarobe vorgeschrieben) gesellschaftliche Höhepunkte nicht nur des Vereins, sondern der ganzen Stadt. Dass der Turnverein auch in dieser Beziehung in Weilheim Bedeutung und Ansehen erlangte, lag weitgehend auch an seinen guten und freundschaftlichen Beziehungen zu Stadtkapelle und Liederkranz-Orchesterverein, die über die Zeiten hinweg viele seiner wichtigsten Veranstaltungen in vorbildlicher Weise musikalisch mitgestalteten.
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Beide fühlten sich auch für die Unterweisung ihrer Mitglieder und der übrigen Weilheimer Bevölkerung in Sachen Gesellschaftstanz verantwortlich. Bereits seit 1872 wurde für Vereinsmitglieder Tanzunterricht erteilt, und über Jahrzenhnte hinweg waren Tanzkränzchen und Gesellschaftsabende mit Tanz (dunkler Anzug und Balltoilette waren als Gardarobe vorgeschrieben) gesellschaftliche Höhepunkte nicht nur des Vereins, sondern der ganzen Stadt. Dass der Turnverein auch in dieser Beziehung in Weilheim Bedeutung und Ansehen erlangte, lag weitgehend auch an seinen guten und freundschaftlichen Beziehungen zu Stadtkapelle und Liederkranz-Orchesterverein, die über die Zeiten hinweg viele seiner wichtigsten Veranstaltungen in vorbildlicher Weise musikalisch mitgestalteten.

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Nach den Entbehrungen des 1.Weltkrieges und in den schweren Zeiten danach erscheint es als Selbstverständlichkeit, daß die Menschen in unserer Heimat in besonderem Maße Lebensfreude und Vergnügen suchten, was in unserem Verein vor allem in den vielen beliebten Veranstaltungen zur alljährlichen Faschingszeit seinen Niederschlag fand, die sich stets eines großen Publikumsinteresses erfreuten und wegen ihrer guten Stimmung berühmt waren.

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Gaudi-Fußballspiel

Wie bereits im vergangenen Jahrhundert fanden diese Bälle zunächst im jeweiligen Vereinslokal ("Post" bzw. "Gattinger") statt, später dann in den Räumen des Hotels Bräuwastl statt. Daneben gab es, wie auch noch lange nach dem 2.Weltkrieg, im Stadion des obligatorische Gaudi-Fußballspiel. Im vereinsarchiv sind zahlreiche Schriftstücke und Fotographien dieser närrischen Veranstaltungen aus der Zeit zwischen den Weltkriegen erhalten, von denen einige wenige in der vorliegenden Jubiläumsfestschrift Verewigung finden sollen.
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Von Weltkrieg zu Weltkrieg (Teil 3)


8. Der Turnverein, der natürlich alle Stiftungsfeste seiner Patenkinder besuchte und wegen seiner Vorreiterrolle an manchen Tagen an mehreren Orten zugleich präsent sein mußte (zum Beispiel am 17.Septempber 1922 beim 1.Stiftungsfest des Sportvereins Iffeldorf und auch beim Turnfest in Mittenwald), wurde im Sommer 1929 vom Veteranen- und Kriegerverein sowie der Gemeindeverwaltung Rottenbuch ersucht zwecks Gründung eines dortigen Turnvereins im Klosterort eine öffentliche turnerische Darbeitung zu geben, wobei frei Fahrt und Verpflegung zugesagt wurden. Unser Vereinschronist berichtet, daß sich am 15.August 1929 im Rahmen einer Turnfahrt eine stattliche Schar aus Weilheim in das herrlich gelegene Rottenbuch aufmachte mit Freunde im Herzen darüber, daß nun auch schon in kleinen Gemeinden allmählich erkannt wird, welch großer Gedanke in der Turnerei und im Sport liegt, der Gedanke, eine Lücke im deutschen Volke auszufüllen, die nach dem Kriege druch das Fehlen des Heeres enstanden ist. Die Vorführungen der Weilheimer Turner wurden begeistert aufgenommen. Ein Festgottesdienst und sogar ein Umzug hatten den Rottenbucher Turn-Werbetag eingeleitet.

9. Ab Ende der zwanziger Jahre war es auch, daß sich die wintersportlichen Aktivitäten unseres Vereins eindrucksvoll steigerten. Auf dem Gögerl wurden Preisrodeln und Preis-Skifahren abgehalten und auh eine kleine Skischanze errichtet. Auf dieser gab es allerdings, wie die Presse zum Wintersporttag des Turnvereins im Februar 1930 berichtete, wegen der nicht vorschriftsmäßigen Aufsprungbahn zahlreiche Stürze. Mit zu den besten zählten Angehörige des Weilheimer Schülerheimes. Der weiteste Sprung maß 16,5 Meter. Bereits zu dieser Zeit wurden auch Trocken-Skikurse und gemeinsame Ski-Touren in die Berge ins Sportprogramm des Vereins aufgenommen.

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Hitlerjugend erscheint erstmals bei der Nikolausfeier

Bereits bei der Nikolausfeier des Vereins Ende 1933 trat neben den Mitgliedern erstmals die Hitlerjugend in Erscheinung, neben Weihnachtsweisen wurde auch das Deutschland- und das Horst-Wessel-Lied gesungen. Weilheimer Tagblatt vom Herbst 1933 Nach dem sogenannten Führerprinzip wurden die weiteren Mitglieder des Turnrats alsbald vom (allein gewählten) Vorsitzenden nur noch bestimmt. Aus der Vorstandschaft wurde der Führerrat und aus Einladungen zu sportlichen oder gesellschaftlichen Veranstaltungen wurden "Turnerbefehle". Der Turnverein wurde kraft staatlicher Anordnung Mitglied des Reichsbundes für Leibesübungen. Die deutschen Sportvereine definierten ihre Aufgaben im Dienste für den Staat (Wehrsport) neu. Zwei unseren Verein betreffende Veröffentlichungen im Weilheimer Tagblatt vom Mai und Juli 1933, die wir hier wiedergeben, bieten dafür eindruckvolle Beispiele.

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Die Amtstätigkeit des hochverdienten Jugendwartes und Vereinsfotographen Pius Widmann, der als Nachfolger von Friedrich Tonagel ab 1935 mit einer kurzen Unterbrechung die Vorstandsgeschäfte geführt hatte, endete aufgrund eines obrigkeitslichen Aktes zu Beginn des Krieges. Auf der Hauptversammlung vom 9.Juli 1941 im Cafe Krönner führte der NS-Sportkreisführer Stibi als kommisarischer Leiter sowohl des Turnvereines 1847 Weilheim als auch des Eissportvereins Weilheim aus wirtschaftlichen und organisatorischen Gründen die Eingleiderung des letzteren als Abteilung in den Turnverein durch. Dazu wurde von den Mitgliedern eine für das ganze Reichsgebiet geltende Einheitssatzung angenommen. Gegenstand dieser Versammlung war auch das reichseinheitliche "Kinderturnen", für welches der Verein in gleicher Weise eingesetzt wurde, wie für mannigfache andere stattliche Aufgaben und Aufträge, wie etwa die Sammlungen für das Winterhilfswerk.

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11. Zur Erinnerung an seinen im Jahre 1934 verstorbenen "Turnvater" richtete der Verein am 20.Oktober 1935 im Rahmen des Turnkreises Zugspitze erstmals einen Hans-Bayerl-Gedächtnistag mit leichtathletischen und turnerischen Mehrkämpfen aus. Deises sportliche Gedenken wurde in der Folgezeit soweit möglich, beibehalten, in der Nachkriegszeit bis auf den heutigen Tag in Form eines Volkslaufes am 1.ai eines jeden Jahres.

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Großes Werbeschwimmen am Dietlhofer See

Durch ein zusammen mit der SA, SS, HJ, BDM, RAD, und NSDAP veranstaltetes großes Werbeschwimmen am Dietlhofer See trat im Sommer 1934 die Schwimmriege des Vereins wieder einmal nachhaltig an die Öffentlichkeit. Sie wurde seinerzeit von Georg Dachs und Irmgard Aicher geleitet und holte sich beispielsweise im Sommer 1938 beim Kreisschwimmen in Peißenberg, beim kreisoffenen Schwimmen in der au und bei den 5.Peitinger Herbstkampfspielen den Löwenanteil der ersten Plätze.

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46 Aktive am Bayrischen Turnfest in Nürnberg

1935 beteiligten sich 46 Aktive am Bayerischen Turnfest in Nürnberg, und auch am Deutschen Turnfest in Breslau nahm eine Abordnung des Vereins teil. Im Jahre 1936 erlebte unsere Kraftsportabteilung einen zweiten Frühling. Am 11.Januar fand im Bräuwastl-Saal eine Großveranstaltung im Gewichtheben statt, wobei die Spitzensportler von MSV München, Apollo München und unserem Patenkind-Verein 1860 München antraten. Die Weilheimer Farben vertraten die Gewichtheber Dietrich, Lotter, Schmid, Bauer, Berchtold und Jauß. Höhepunkt der Veranstaltung war der angekündigteWeltrekord des für 1860 München startenden Raistingers Mini Huttner im Reißen mit 87 Kilo. Unter den vielen Zuschauern befand sich auch Bürgermeister Wiedenmann mit seinen Ratsherren. Gut vier Monate später, am 31.Mai 1936 errangen anläßlich der Markterhebung von Kolbermoor die Weilheimer Gewichtheber Joseh Schmid in der Mittelgewichtsklasse sowei Hans Jauß und Johann Lotter in der Jugendklasse jeweils den Tuniersieg und im September 1938 wurde Heinrich Bauer in München bayersicher Meister im Gewichtheben (Halbschwer). Wegen des Geschehens im Weilheimer Fußball in den dreißiger und früher vierziger Jahrenwird wiederum auf den Bericht der abteilung im V.Abschnitt dieser Festschrift verwiesen. Ab 1935 machte in der Fußballabteilung unseres Vereins, deren 1.Mannschaft aus dieser Zeit hier in zwei Fotos festgehalten ist, auch die wiederbelebte Altherrenmannschaft nachdrücklich von sich reden.

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Ein letztes Großereignis

Ein letzes Großereignis, bevor der Sportbetrieb wegen der vielen eingezogenen, verwundeten oder gefallenen jungen Männer mit fortschreitender Kriegsdauer mehr und mehr zum Erliegen kam, war in Weilheim im August 1943 die 1:3-Niederlage einer Fußballkreisauswahl gegen die Gauliga-Mannschaft von 1860 München. Die Weilheimer Leichtathleten nahmen, wenn auch zumeist als Angehörige der Hitlerjugend, der Wehrmacht oder anderer stastlicher Organisationen, noch bis zum Herbst 1944 häufig, in großer Zahl und erfolgreich an den Reichssportwettkämpfen, Bann-Meisterschaften und dergleichen teil.

Vereinsvorstände bis 1950


1847 Steigenberger, Jakob - Goldschmied, Vereinsgründer, Turnwart
1848 - 1850 Huber, August - Rechtspraktikant
1850 - 1862 Kümmerle, Friedrich - Postexpeditor
1862 - 1868 Steigenberger, Jakob - Goldschmied
1868 - 1873 Weinhart, Oswald - Wagenfabrikant, späterer Bürgermeister
1873 Miller, Johann - Seifensieder
1873 - 1876 Ferchl, Benedikt - Gärtner
1876 - 1880 Weinhart, Oswald - Wagenfabrikant, späterer Bürgermeister
1880 - 1884 Kleßinger, Max - Kürschnermeister
1884 - 1887 Weinhart, Jakob - Sattler
1887 - 1888 Weinhart, Josef - Sattler
1888 - 1899 Kleßinger, Max - Kürschnermeister
1899 - 1902 Fischer, Franz - Lederhändler
1902 - 1905 Schmidt, Georg - Bezirksfeldwebel
1905 - 1913 Geisenhofer, Thomas - Schreinermeister
1913 - 1920 Bayerl, Hans - Schneidermeister
1920 - 1927 Wegmann, Josef - Drahtwarenfabrikant
1927 - 1935 Tonagl, Friedrich - Steuerobersekretär
1935 - 1941 Widmann, Pius - Fotograf

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